Donnerstag, 10. November 2011

Ewigkeitsbüro IV: „Lieber gut leben als viel haben“ versus „Für alle reicht es nicht“

Allerdings sind diese Erfolge natürlich alles andere als populär, weshalb sie sich für öffentliche Feiern ebenso wenig anbieten wie unser kurioser Erfolg, dass der Kaffee bei denn´s aufgrund unserer Initiative bundesweit 50 Cent teurer geworden ist. 

Denn hier kommen wir zum zentralen Problem von Klimaaktivitäten: ohne Verzicht geht es nicht – ein Reizthema, das auch hier zu hitzigen Diskussionen führte.

Astrid von Reis plädierte vehement dafür, von Lebensqualität zu sprechen, statt von Verzicht, sonst habe man keine Chance, etwas zu erreichen. Sie gab das Motto aus: Lieber gut leben als viel haben.

Hermann Josef Pilgram widersprach sehr dezidiert: Klimaschutz bedeute Verzicht, um man käme nicht darum herum, das den Leuten auch zu sagen. Er bemühte dann den Club of Rome und Dennis Meadow: Die Grenzen des Wachstums seien überschritten, und wenn wir auf die gesamte Weltbevölkerung hochrechneten, worauf wir alles nicht verzichten, kämen wir unweigerlich zu der Erkenntnis: für 7 Milliarden Menschen reicht es nicht.
Klaus Meiners war ebenfalls sehr skeptisch, weil die Akzeptanz von Maßnahmen eine sehr sensible Frage sei: Alle seien für Solarenergie und Windkraft, aber niemand wolle seinen Kühlschrank ausmachen (wir werfen ein: außer Philipp und Kolja), und niemand wolle immobil sein (außer Daniela).



Während ich dazu neige, viele Ergebnisse des Selbstversuches bisher eher als Bereicherung zu sehen, und dieser Begriff häufig viel, bestätigt Julia dezidiert Herrn Pilgram: „Natürlich bedeutet das Verzicht!“, und damit müsse man die Leute auch konfrontieren Das sei aber eine Entscheidung: "Für mich ist das Lebensqualität", Bio-Lebensmittel zu kaufen, denn die Vorstellung, dass auf konventionelle Nahrung Gift drauf gesprüht sei, führe dazu, dass sie sie schlicht nicht kaufen wolle.

Klaus Meiners betonte, dass der Wandel sowieso auf uns zukomme. Bisher schaffe man es zwar noch, es auszublenden, aber den jetzigen Wohlstandsbegriff werden wir ändern müssen. Aber qualitativ würde das zu einer sozialeren Gesellschaft führen. 


Wenn Nahrungsmittel ihre tatsächlichen Kosten im Preis abbilden würden, haben sich viele Scheindiskussionen ohnehin erledigt. Der Weg führe weg von der hochsubventionierten, schädlichen Landwirtschaftsindustrie, die mehr schädige als jede andere Industrie, einschließlich der Autoindustrie, führt Klaus Meiners aus. Man müsse dahin kommen, dass der Begriff „Bio“ unsinnig werde, weil alles „bio“ sein müsse (was man ja eigentlich wünschen würde für das Zeug, was man isst). Das können nur über EU-Normen gehen, die zwingen, nachhaltig zu wirtschaften, statt Böden zu zerstören und Gewässer zu belasten.

Während in Umfragen alle betonten, sie seine für eine bessere Lebensqualität und ein gutes Leben, sei kaum jemand bereit, dafür auch etwas zu investieren. Unsere Umfrage bestätigt das: obwohl über 90 % der von uns Befragten der Meinung waren, das größte Klimaproblem sei das Auto, und obwohl noch mehr angaben, zu einschneidenden Veränderungen bereit zu sein, um das Klima zu retten, war die häufigste Antwort auf die Frage, worauf sie keinesfalls bereit seien zu verzichten, um das Klima zu retten: „Mein Auto“.

Astrid von Reis betonte deshalb die Notwendigkeit, durch Umwelterziehung ein Bewusstsein zu schaffen, indem etwa Projekte wie die Multivision Fair Future nach Aachen geholt werden. Dabei ist ihr Ansatz, bereits in Kindergärten und Schulen aktiv zu werden; allerdings könne man mit einem jährlichen Etat von 10.000 Euro für Umweltpädagogik und Umweltinformation nicht viel reißen.
Wir finden die Zahl erschreckend und fragen uns, wie eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit mit einem solchen Etat gehen soll.


(Fortsetzung des Berichts vom Ewigkeitsbüro IV hier.)

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